Wenn die Angst vor Verlust zum Beziehungskiller wird

Die meisten Menschen haben dieses nagende Gefühl der Eifersucht wahrscheinlich schon erlebt. Sie wissen, dass es einen durchaus aus der Fassung bringen kann. Eifersucht kommt in den besten Liebesbeziehungen vor und ist zunächst einmal kein Grund zur Panik. Wenn es allerdings in der Beziehung kriselt, die Nerven also ohnehin schon blank liegen, dann sieht die Sache schon anders aus: Dann stellt sich ganz natürlich die Angst ein, den geliebten Menschen zu verlieren. Ist eine dritte Person in die Beziehung eingetreten und einer der Partner fängt an, sich emotional zurückzuziehen, geht es nicht um Eifersucht, sondern um die reale Gefahr für die Beziehung.

Was haben Verlustangst und Eifersucht miteinander zu tun?

Wer von der Angst beherrscht wird, der Partner oder die Partnerin würde jede sich bietende Gelegenheit zum Flirten und Anbandeln nutzen, ist eifersüchtig. Der Eifersüchtige braucht keinen wirklichen Anlass für seine emotionale Schieflage. Hinter seiner Eifersucht verbirgt sich eine tief sitzende Angst, verlassen zu werden. Seine Souveränität, seine innere Balance und sein Stolz kommen ihm abhanden. Voller Misstrauen wird heimlich hinterhergeschnüffelt und Handy, Laptop, Jacken- und Handtaschen werden im passenden Moment hektisch durchsucht. Irgendwann werden geschäftliche Termine, Verabredungen mit Freund oder Freundin und selbst kleinste Verspätungen beargwöhnt.

Wer von Eifersucht gequält wird, für den sind Angst und Misstrauen allgegenwärtig

Selbst im Freundeskreis reagiert er eifersüchtig auf die vermeintliche Bevorzugung einer anderen Person. Vielleicht ist er noch als Erwachsener eifersüchtig auf seine Geschwister, weil die vermeintlich mehr Zuwendung durch die Eltern bekommen als er selbst. In der Liebesbeziehung führt Eifersucht häufig zu Auseinandersetzungen mit dem Partner und kann so zu einer wirklichen Belastung werden. Beide Partner kommen eigentlich nie richtig zur Ruhe. Ständig findet der Eifersüchtige einen Anlass, der seine Angst erneut verstärkt, weil er ihm das, was er so sehr fürchtet, angeblich beweist.

Zum Beziehungskiller wird Eifersucht, wenn der Partner sich durch den permanenten Argwohn kontrolliert und immer wieder zu Unrecht beschuldigt fühlt. Und eines Tages reicht es ihm womöglich  – er ist nicht länger bereit, sich ständig für irgendwelche Dinge zu rechtfertigen, die gar nicht existieren.

Wer unter Eifersucht leidet, leidet im wahrsten Sinne des Wortes

Dieses Leid hat der Eifersüchtige aber nicht erst als Erwachsener wie eine Krankheit erworben. Er kennt es schon lange als tief sitzende Unsicherheit. Vielleicht hat er sich noch nie in völliger Sicherheit geliebt gefühlt.

Vielleicht hat er als Kind den Liebesentzug als Strafe erfahren.  Ihm wurde so gezeigt, dass er nur dann geliebt wird, wenn er die Erwartungen der Eltern erfüllt. Möglicherweise wurde ein Geschwisterkind ihm vorgezogen, wurde demonstrativ mit Lob und Zuwendung bedacht. Nur um ihm zu zeigen, welche Folgen es hat, wenn er nicht „artig“ ist. Vielleicht war es aber auch ganz anders: Er hat sich selbst einfach nie wirklich als „liebenswert“ erfahren können, weil niemand da war, der ihm als Kind seinen „Liebeswert“ bewiesen hat.

Eifersucht als Gefahr

Abgesehen von dem Leid, das die Eifersucht mit sich bringt, bedeutet sie auch Gefahr: Der Eifersüchtige ist aus Angst vor Liebesverlust bereit, alles zu tun, was ihm den gefürchteten Verlust erspart – und macht sich damit erpressbar! Ein leichtes Spiel für den Erpresser, ihn gefügig zu machen, ohne dass der die Erpressung bemerkt.

Der Eifersüchtige kann allerdings auch selbst als Erpresser agieren: Wenn er ständig vom Partner oder von der Partnerin Liebesbeweise fordert. Mit Worten wie „…wenn du mich wirklich liebst, dann würdest du….“ versucht er den nötigen Druck zu erzeugen, weil er sich nur so geliebt fühlen kann. Er erhofft sich eine Sicherheit, die ihn zwar für den Moment beruhigt, die er im nächsten Augenblich aber schon wieder vermisst.

Dieser Zustand permanenter Unsicherheit und Unruhe kann erst beendet werden, wenn der Eifersüchtige die Geschichte seiner Eifersucht kennt. Diese Geschichte ist in seinem emotionalen Erfahrungsgedächtnis gespeichert und kann abgerufen und erinnert werden.  Durch sie wird er erkennen können, dass ihm Eifersucht als Angst vor Liebesverlust schon lange vertraut ist.  Sie war bereits da, als an Partnerschaft noch gar nicht zu denken war…